Nachbarschaften verbinden
Langfristig in der Nachbarschaft verwurzelt zu sein und direkt zu wirken – das sind für uns zentrale Ziele von gemeinwohlorientierten Immobilienprojekten.
Erste Schritte sind, früh im Prozess verschiedene Anknüpfungspunkte zu schaffen und die Möglichkeit mitzudenken, Verantwortung für den Betrieb der entstehenden Flächen zu übernehmen. Dabei gilt es, die Diversität der Erfahrungen und verschiedenen Fähigkeiten der Menschen und Communities im Stadtteil im Blick zu behalten.
Dieser Prozess ist dynamisch, denn Nachbarschaften verändern sich: Menschen werden älter, neue Bewohner*innen kommen dazu und Interessen verschieben sich. Immer wieder neue Verbindungen zu schaffen, ist wertvoll. Praktisch heißt das: Ob Brettspielabende im Nachbarschaftswohnzimmer oder andere kreative Formate – solche Gelegenheiten bringen die Gemeinschaft zusammen und stärken die Nachbarschaft.
Das kann konkret heißen, Freiwilligendienste zu ermöglichen, Veranstaltungen zu organisieren und Kommunikation nach den vorhandenen Mitteln zu gestalten.
    
        Nutzer*innen zusammenbringen
Ein regelmäßiger Austausch zwischen den Nutzer*innen von Gemeinwohlflächen ist aus unserer Sicht hilfreich, um den Betrieb konfliktarm zu gestalten, verschiedene Perspektiven einzubeziehen und ein gemeinsames Verständnis für den Ort zu entwickeln. Vor allem zwei Methoden haben sich dafür bewährt.
1. Plenum der Nutzer*innen
Ein regelmäßiges Treffen aller Nutzer*innen der Gemeinwohlflächen ist auch als Plenum bekannt. Hier bietet sich die Chance für alle, zusammenzukommen und gemeinsam an der Weiterentwicklung des Projekts zu arbeiten. Im Plenum können Nutzer*innen:
- Erfahrungen und Themen offen austauschen,
 - Arbeitskreise zu speziellen Mitgestaltungsthemen gründen,
 - Transparenz und Vielfalt an Perspektiven sichern,
 - bei Bedarf Konflikte klären – je früher, desto besser.
 
Ein monatliches Plenum ist oft ein guter Rhythmus, um nicht den Überblick zu verlieren, ohne sich zu überfordern.
Tipp 1: Manchmal lohnt es sich, den Termin und die Uhrzeit für das Plenum anzupassen oder abzuwechseln – zum Beispiel ein Treffen am Nachmittag für Eltern mit kleinen Kindern. So stellt ihr sicher, dass Menschen mit verschiedenen Lebensrealitäten gehört werden können. Einladungen, Moderation und Protokolle können je nach Bedarf rotierend übernommen werden. Und auch die Art der Einladung – per E-Mail, Social Media oder klassisch per Aushang – sollte vielfältig gestaltet werden, um möglichst viele zu erreichen.
Tipp 2: Mut zur Lücke! Wenn es nicht so viel zu besprechen oder entscheiden gibt, sollten Plenumstreffen auch ausgesetzt werden. Ehrenamtliche Zeit ist sehr wertvolle Zeit!
2. Workshops
Workshops sind der perfekte Rahmen, um sich richtig tief in ein Thema einzugraben – und das mit einem klaren Zeitplan. Anders als bei einem Plenum, wo vieles kurz angesprochen wird und pragmatische Lösungen gesucht werden, sind Workshops dazu da, gemeinsam in die Tiefe zu gehen und Details auszuarbeiten. Ob es um die Gestaltung der Gemeinwohlflächen geht oder um das Lösen von Konflikten: Ein Workshop schafft Raum für intensiven Austausch, Ideenfindung und Planung. Hier können auch externe Expert*innen eingeladen werden, die ihre Perspektive und neue Impulse einbringen.
Workshops bieten auch die Möglichkeit, durch kreative Methoden – sei es in Kleingruppen oder bei Brainstorming-Sessions – zu neuen Lösungsansätzen zu kommen. Eine klare Struktur, Pausen zum Durchatmen und Humor helfen, selbst schwierige Themen zu entkrampfen.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die pauschale Benennung von Veranstaltungen als „Workshop“ nicht unbedingt verstanden wird und sich nicht alle davon eingeladen fühlen. Auch der Aufruf „Mach mit“ ohne konkreten Anlass wird eher ignoriert. Gut angekommen ist dagegen eine konkrete Benennung des Anlasses, eines prägnanten Themas oder am besten einer gemeinsamen Aktivität.
Weitere, zum Teil übertragbare Punkte zu Workshops in einer frühen Phase der Planung eines Bauprojektes und zur Organisation von Veranstaltungen haben wir an anderer Stelle aufbereitet.
    
        Entscheidungen gemeinsam treffen
Aus unserer Praxis haben wir gelernt, dass gemeinsames Entscheiden am besten gelingt, wenn alle Beteiligten zusammenkommen, Ideen austauschen und Argumente teilen. Dieser Prozess ermöglicht eine ganzheitliche Sicht auf die Situation und berücksichtigt unterschiedliche Bedürfnisse. Dabei entstehen oft neue Optionen, die Einzelne allein vielleicht nicht bedacht hätten. Eine gemeinsam getroffene Entscheidung schafft nicht nur eine geteilte Verantwortlichkeit, sondern eröffnet auch Raum für die Zusammenarbeit verschiedener Kompetenzen und die Umsetzung vielfältiger Ideen. So entsteht eine Lösung, die alle Beteiligten aktiv mittragen können.
Einige Strategien haben sich in Entscheidungsprozessen bewährt:
- Sich Zeit lassen: Nachhaltige Entscheidungen zu wichtigen Themen brauchen häufig Zeit – meist geht es einigen nicht schnell genug, andere haben aber ein begrenztes Zeitbudget. Eine nachhaltige Entscheidung kann allerdings nur getroffen werden, wenn alle einbezogen werden, sodass Entscheidungen manchmal länger dauern als erwartet.
 - Ständiger Austausch und Lernprozess: Gerade Lautstärke und Lärmbelastung sind Themen von Mieter*innen und Nutzer*innen, die immer wieder auftauchen. Hier kann eine Vermittlung zwischen allen, die betroffen und beteiligt sind, Abhilfe schaffen.
 - Einfach mal ausprobieren: Sich verabreden, wann das beschlossene Modell wieder überprüft und gegebenenfalls angepasst wird.
 - Konsens anstreben: Konsens bedeutet, dass alle Beteiligten der Entscheidung zustimmen oder – in einer abgeschwächten Form – zumindest keine Einwände mehr haben.
 
Methoden, um in größeren Gruppen Entscheidungen zu treffen
- Alle reden mit: Oft ist es hilfreich, das Thema zunächst mit drei oder vier Personen in Kleingruppen zu besprechen, um verschiedene Perspektiven darauf zu verstehen. So ist auch eher gewährleistet, dass jede Person ihre Meinung äußern kann. Damit viele verschiedene Stimmen gehört werden können, ist es natürlich wichtig, diese ernsthaft zur Diskussion einzuladen.
 - Ideenfeuerwerk: Es gibt viele Moderationsmethoden, die zunächst freie Assoziationen zulassen – ohne Grenzen. In kurzer Zeit sollen viele Ideen entstehen, unabhängig von einer realen Umsetzungsmöglichkeit. Das erweitert den Horizont, häufig sind zunächst unrealistisch erscheinende Ideen ein Schritt zur Lösung. Für diesen Ansatz können auch digitale Anwendungen wie Mentimeter helfen – Eingaben per Smartphone fügen sich in Sekundenschnelle live auf einem Bildschirm zusammen.
 - Hilfe suchen: Geht es gar nicht weiter, haben wir es als hilfreich erlebt, den Entscheidungsfindungsprozess durch eine professionelle Moderation begleiten zu lassen, zum Beispiel von jemand mit einer Ausbildung in Design Thinking. Diese Ausbildung enthält viele Moderationstechniken.
 - Wenn gar nichts mehr hilft: Die Energie und Stimmung bei einem spontanen Schnick-Schnack-Schnuck-Turnier wieder aufhellen.
 
Konflikte lösen
Es kann immer mal knirschen – ob unter Nachbar*innen, Ehrenamtlichen oder zwischen Anwohner*innen und Aktiven. Was wir gelernt haben, ist, eine Möglichkeit zu finden, das Miteinander wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Manchmal reicht ein gutes Gespräch, manchmal hilft es, externe Mediator*innen hinzuzuziehen, um wieder Klarheit zu schaffen.
Hier ein paar Tipps, die dabei unterstützen können, dass Konflikte gar nicht erst eskalieren:
- Wertschätzung und Respekt: Ganz simpel, aber oft übersehen – allen Beteiligten mit Respekt begegnen und wirklich zuhören. Manchmal löst sich ein Problem schon, wenn wir das Gefühl haben, wirklich gehört zu werden.
 - Bedürfnisse respektieren: Die Bedürfnisse der anderen zu achten und gleichzeitig die eigenen klar auszusprechen, ist der Schlüssel. Manchmal wird erst im Gespräch klar, dass beide Seiten im Grunde dasselbe wollen.
 - Unterschiede annehmen: Menschen sind unterschiedlich – und das ist auch gut so. Verschiedene Bedürfnisse dürfen nebeneinander bestehen.
 - Gemeinsame Lösungen finden: Ein Konsens muss her, mit dem alle leben können. Das bedeutet auch, Kompromisse einzugehen – am Ende profitieren alle davon.
 - Mediation lernen: Fortbildungen in Mediation können eine Gruppe stärken, Konflikte besser anzugehen und miteinander zu sprechen, bevor die Fetzen fliegen.
 - Externe Hilfe ist okay: Manchmal braucht es den neutralen Blick von außen. Keine Scham, rechtzeitig Unterstützung von außen zu holen – das verhindert oft Schlimmeres.
 - Deutliche Grenzen setzen: Zum Lösen von Konflikten gehört es auch anzuerkennen, wann keine Grundlage für eine konstruktive Lösung vorliegt. Wenn zum Beispiel jemand gegen die Regeln des Ortes grob verstößt und nicht einsichtig ist, insbesondere wenn Diskriminierung, Mobbing, Gewaltanwendung und sexuelle Übergriffe ausgeübt werden. Dann sollten Konsequenzen folgen, die dem Verhalten deutliche Grenzen setzen.
 
Fazit: Gemeinsam an den Grundregeln des Miteinanders arbeiten, offen und ehrlich kommunizieren und sich nicht davor scheuen, schwierige Themen anzugehen! Sich mehr Wissen und Fähigkeiten zu Mediation aneignen, schadet nie.
Aktivitäten koordinieren
Für die Entwicklungs- und Bauphase haben wir die Stelle Gemeinwohl-Manager*in geschaffen. Aber auch langfristig fallen meist – je nach Größe des Projektes – genug Aufgaben für eine hauptamtliche Teilzeitstelle zur Koordination der Aktivitäten auf den Gemeinwohlflächen an. Der Umfang der Koordination kann je nach Größe und Komplexität der Flächen bis zu zwanzig Stunden pro Woche in Anspruch nehmen. Es empfiehlt sich, diese Stelle von Beginn an in der Mehrjahresplanung einzuplanen. Wir nennen diese Stelle Ehrenamtskoordination oder Community-Management.
Aufgaben sind
- Belegungsmanagement,
 - Schnittstellenmanagement zwischen Nutzer*innen und Mieter*innen,
 - Netzwerkarbeit mit dem Blick in den Stadtteil.
 
Das heißt: Gespräche mit Nutzer*innen führen und Übergabe der Gemeinwohlflächen, Nutzungsvereinbarungen schreiben und im Auge behalten, wann welche Räume belegt sind. Es kann aber auch darum gehen, generelle Themen, die auftauchen, weiterzuverfolgen. Ob das die Nachfrage nach einem Schwarzen Brett ist oder die Organisation eines Workshops zur Erstellung eines Manifests für ein gemeinsames Ziel. Die Aufgaben sind eine sehr gute Grundlage für alles, was zum Betreiben einer Gemeinwohlfläche notwendig ist.
Freiwilligendienst ermöglichen
Mit dem Freiwilligen Sozialen Jahr und dem Bundesfreiwilligendienst gibt es gute Möglichkeiten, ein regelmäßiges Engagement mit persönlichem Wachstum zu verbinden.
Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)
- Im Freiwilligen Sozialen Jahr verpflichten sich Menschen im Alter bis 27 Jahre, für die Dauer von in der Regel zwölf Monaten Projekte zu unterstützen. Sie sind über einen Träger beschäftigt und erlernen im Rahmen von Seminaren über das Jahr verschiedene Kompetenzen. Sie erschließen sich ein Berufsfeld und können auch bei mehreren sogenannten Einsatzstellen im Stadtteil aktiv werden.
 - Unserer Erfahrung nach sollte gut überlegt sein, solch eine Stelle zu schaffen: Der Betreuungsaufwand ist nicht zu unterschätzen. Die Stellen sind immer in Vollzeit angesetzt – und in dem Umfang muss eine Person für die Freiwilligendienst-Leistenden ansprechbar sein.
 
Bundesfreiwilligendienst (BFD)
- Die Arbeitszeiten und die Dauer sind freier festzulegen als beim Freiwilligen Sozialen Jahr und es gibt keine Altersgrenze. Das ermöglicht auch erfahrenen Menschen, in neue Bereiche zu schauen.
 
Kooperation mit Träger
- Eine Stelle für einen Freiwilligendienst wird über gemeinnützige, lokal ansässige soziale Träger vergeben, zum Beispiel Internationaler Bund, Paritätischer Wohlfahrtsverband, Caritas, Diakonisches Werk oder Arbeiterwohlfahrt.
 - Der jeweilige soziale Träger kann das gemeinwohlorientierte Immobilienprojekt als Einsatzstelle aufnehmen.
 - Die Freiwilligen erhalten durch den Träger während der Einsatzzeit in Seminaren Einblicke in gesellschaftliche Themen und berufliche Möglichkeiten.
 
Kooperation mit anderen Einrichtungen im Stadtteil
- Eine Kooperation mit anderen Institutionen im Stadtteil bietet den Freiwilligendienstleistenden eine Abwechslung und die Möglichkeit, den Stadtteil aus einer anderen Perspektive kennenzulernen.
 - Das können zum Beispiel Bildungsträger sein.
 
Führungszeugnis beantragen
- Arbeiten die Freiwilligen mit Kindern und Jugendlichen, muss ein erweitertes Führungszeugnis beantragt werden.
 - Mit einer formlosen Bescheinigung der Einsatzstelle können die Freiwilligen von der Gebühr zur Erstellung des Führungszeugnisses befreit werden.
 
Download
Muster Befreiung von der Gebühr für ein Führungszeugnis
Ladet euch eine Muster Bescheinigung zur Befreiung von der Gebühr für ein Führungszeugnis herunter. Diese wird benötigt, wenn man im Rahmen eines Freiwilligen ozialen Jahres (FSJ) oder als Ehrenamtliche*r mit Kindern und Jugendlichen arbeitet.
Bei Veranstaltungen beachten
Bei der Organisation von Veranstaltungen ist einiges zu beachten. Der Organisationsaufwand ist je nachdem, wie viele Teilnehmer*innen erwartet werden, unterschiedlich. Die folgende Liste kann je nach Veranstaltung angepasst werden.
Erste Hilfe
- Bei großen Veranstaltungen können über Rettungsdienste Sanitäter*innen beauftragt werden, die vor Ort sind und im Notfall (oder bei kleinen Zwischenfällen) helfen.
 - Generell muss ein Erste-Hilfe-Set verfügbar sein.
 
Beschilderung
- Die Ein- und Ausgänge und vor allem die Fluchtwege müssen beschildert sein.
 - Ein gut sichtbarer Hinweis auf Toiletten ist meist sinnvoll.
 - Bei größeren Veranstaltungen und unübersichtlichen Geländen haben sich zentrale und gut beschilderte Info-Stellen bewährt, an denen alle Informationen zur Veranstaltung ausliegen oder aushängen.
 
Datenschutz bei Film und Foto
- Häufig ist es schön, besondere Momente in Fotos und Filmen festzuhalten, die auch die Wirkung der ehrenamtlichen Arbeit transportieren. Zu beachten sind dabei Datenschutzaspekte gegenüber den Teilnehmenden.
 - Sie müssen an sichtbarer Stelle und schriftlich – zum Beispiel in Form von Fotohinweisen – informiert werden, dass sie aufgenommen werden und wer die Bilder in welcher Form weiterverarbeitet.
 - Bei Porträtaufnahmen sind schriftliche persönliche Einverständniserklärungen einzuholen. Werden Kinder oder Jugendliche fotografiert oder gefilmt, müssen (auch) die Erziehungsberechtigten unterschreiben.
 - Im Nachhinein kann den fotografierten oder gefilmten Personen eine Datenschutzerklärung mitgegeben werden. Dort sind die Kontaktdaten der Veranstalterin vermerkt, bei der das Datenschutzrecht geltend gemacht und die Zustimmung zur Verwendung des Materials widerrufen werden kann.
 
Rechte zur Bildverwendung einholen
- Mit den Fotograf*innen und Filmer*innen sind die Rechte am Bild zu klären, also dass die Veranstalter*innen beziehungsweise Auftraggeber*innen die Bilder im Anschluss nutzen und eventuell weiterbearbeiten dürfen.
 - Die Fotograf*innen sollten als Urheber*innen bei der Verwendung der Bilder stets genannt werden.
 - Die Fotos auf dieser Plattform stammen von vielen Fotograf*innen – ihre Namen sind im Impressum gesammelt.
 
Awareness
- Mitglieder eines Awareness-Teams stehen Betroffenen von Diskriminierung und persönlichen Grenzüberschreitungen bei und handeln im Interesse der von Diskriminierung Betroffenen.
 - Um das Thema Awareness ernsthaft anzugehen, muss ein Awareness-Konzept erarbeitet werden, und zwar gemeinsam mit Menschen, die von Diskriminierungen betroffen sind.
 - Awareness geht nur dann auf, wenn sie wirklich ernst gemeint ist.
 
Sicherheitskonzept
- Ist mit einer besonderen Sicherheitslage, einer Bedrohung oder mit einem großen Andrang zu rechnen, sind Überlegungen zu einem sensiblen Sicherheitskonzept als vorbeugende Maßnahme sinnvoll.
 - Die Beauftragung eines respektvollen Security-Dienstes kann eine Maßnahme sein. In dem Fall ist es aus unserer Erfahrung gut, das Security-Personal vorab mit den Werten des Ortes vertraut zu machen.
 - Wenn sich Veranstaltungen nicht sicher anfühlen, sollten sie von den Veranstalter*innen oder Betreiber*innen der Fläche abgesagt werden!
 
Reinigung
- Gerade auf einer Fläche, die von mehreren genutzt wird, ist die abschließende Reinigung mit zu bedenken.
 - Weitere Informationen zur Übergabe von Gemeinwohlflächen
 
Moderation
Eine Moderation kann für vieles hilfreich sein, zum Beispiel um
- Inhalte zu ordnen,
 - Terminen Struktur zu geben,
 - inspirierende Ergebnisse zu erlangen,
 - die Zeit nicht aus dem Blick zu verlieren und
 - ein übersichtliches Ergebnisprotokoll zu erhalten.
 
Namensschilder
- Namensschilder können vorgedruckt werden – oder die Teilnehmenden schreiben sie zu Beginn der Veranstaltung oder während der Vorstellungsrunde selbst, zum Beispiel auf Malerkrepp.
 - Sie erleichtern das Zuordnen von Namen zu Gesichtern auch während einer längeren Veranstaltung mit vielen Menschen, die sich nicht kennen. Außerdem ermöglichen sie es, eine selbst gewählte Ansprache zu nutzen.
 - Damit ist es außerdem möglich, Gläser und Tassen namentlich zu kennzeichnen. Auf diese Weise kann der Verbrauch gering gehalten werden.
 
Teilnahmeliste
- Sofern eine Zustimmung zur Verwendung der Daten erteilt wird, können Teilnehmer*innen-Listen hilfreich sein, um die Menschen, die bei einer Veranstaltung waren, im Nachgang wieder zu erreichen. Vielleicht werden sie Teil einer wachsenden Community!
 
Teilnahme-Bescheinigung
- Die Teilnahme an einer Veranstaltung oder einem längeren Prozess bescheinigt zu bekommen, kann sehr wertvoll, wertschätzend und auch hilfreich für die Anerkennung von Engagement gegenüber späteren Arbeitgebenden sein.
 - Dafür kann eine formlose Teilnahme-Bescheinigung genutzt werden.
 
Download
Hilfreiche Vorlagen für Veranstaltungen
- Ladet euch Muster Fotohinweise herunter und hängt sie bei Veranstaltungen, auf denen fotografiert oder gefilmt wird, gut sichtbar aus.
 - Ladet euch eine Muster Datenschutzerklärung herunter und klärt damit bei Veranstaltungen über Datenschutz auf.
 - Ladet euch eine Muster Einverständniserklärung für Minderjährige herunter und lasst sie von den Erziehungsberechtigten unterschreiben, wenn ihr Fotos veröffentlichen wollt. Diese Dokumente müssen den aktuellen Vorgaben in der Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO) entsprechen.
 - Ladet euch eine Muster Teilnehmer*innen-Liste herunter und behaltet den Überblick.
 
Mehr Informationen
Der Verein ImPuls Brandenburg hat in einem übersichtlichen Handbuch “How-to Dritter Ort” viel Praxiswissen zur Organisation von Veranstaltungen und insbesondere kulturellen Orten bereit gestellt. Auf Seite 76 geht es zum Beispiel um Steuern und Abgaben für Musik- und Kulturveranstaltungen; außerdem werden Versicherungen für Veranstaltungen und Sicherungspflichten und noch vieles mehr beschrieben.
Veranstaltungen fördern lassen
Manchmal braucht es nur ein paar Hundert Euro, um aus einer guten eine sehr gelungene Veranstaltung zu machen, um ein paar Materialien zu besorgen oder ein neues Projekt anzugehen. Dann gibt es die Möglichkeit, nachbarschaftliche Aktivitäten und Veranstaltungen unkompliziert mit Geld fördern zu lassen.
Hierfür können verschiedene Fördertöpfe interessant sein:
- Kommunale Förderprogramme: Viele Städte und Gemeinden bieten spezielle Förderprogramme für die Entwicklung von Quartieren, die soziale Integration, Sport, Kultur oder Umweltschutz unterstützen.
 - Verfügungsfonds in Gebieten der Städtebauförderung: Zum Teil können über Stadtteilbüros Gelder aus einem Verfügungsfonds für nachbarschaftliche Aktionen beantragt werden. Vorteil ist, dass die Rahmenbedingungen bei einem Gespräch mit dem Stadtteilbüro oft niedrigschwellig in Erfahrung gebracht werden können. Beantragungen und Abrechnung sind mitunter kompliziert.
 - Bezirksvertretung: Auch die lokalen, politisch besetzten Bezirksvertretungen haben teilweise ein kleines Budget, mit dem sie auf Antrag Projekte mit lokaler Wirkung unterstützen können. Ein Beispiel ist die Unterstützung des Einbaus einer Nachbarschaftsküche, die allen offensteht.
 - Stiftungen und gemeinnützige Organisationen: Verschiedene Stiftungen bieten finanzielle Unterstützung für Projekte, die soziale, kulturelle oder ökologische Ziele verfolgen. Manchmal vergeben sie auch Preise für besonderes Engagement – von den Preisgeldern können dann wiederum neue Ideen ins Rollen gebracht werden. Ein Beispiel ist der Deutsche Nachbarschaftspreis der nebenan.de-Stiftung, der jährlich verliehen wird.
 
Barrieren abbauen
Dass wirklich alle mitentscheiden, ist aufgrund verschiedener Ausschlüsse leider nie möglich. Damit Gemeinwohlflächen möglichst inklusive Orte werden, wollen wir Schwellen und Zugangsbarrieren erkennen und aktiv abbauen. Zugangsbarrieren entstehen, weil unsere Gesellschaft von verschiedenen Ausschlüssen geprägt ist, zum Beispiel erfahren Menschen Diskriminierung unter anderem aufgrund von Rassismus oder aufgrund der Religion, des Aufenthaltsstatus, der Sprachkenntnisse, des Geschlechts, der sexuellen Orientierung, des Einkommens, einer Behinderung oder des Alters.
Wir versuchen, Veranstaltungen möglichst inklusiv zu gestalten, damit diejenigen teilnehmen und sich aktiv einbringen, deren Stimmen sonst weniger Gehör finden.
Vorbereitung
- Am besten schon in der Vorbereitung Expertise und Erfahrungen einholen von den Personen(-gruppen), die vielen Barrieren begegnen und sich selten beteiligen (können).
 - In persönlichen, respektvollen Gesprächen können diese Barrieren identifiziert werden. Dabei sollte das Zeitkontingent der Personen bedacht werden – und die Freiwilligkeit, das heißt, niemand ist verpflichtet, unbezahlt Bildungsarbeit zu leisten.
 - Häufig haben wir bei der Organisation von Veranstaltungen Barrieren übersehen, wenn sie in unserer eigenen Lebens- und Erfahrungswelt nicht als Barrieren wahrgenommen werden.
 - Es gilt: zuhören und gemeinsam überlegen, wie Veranstaltungen immer inklusiver werden.
 
Uhrzeit
- Veranstaltungen mit ehrenamtlicher Beteiligung sollten außerhalb der Normalarbeitszeiten liegen, das heißt abends oder am Wochenende.
 - Zeitressourcen – gerade ehrenamtlich geleistete Stunden – sollten generell schonend eingesetzt werden.
 
Einladung
- Je nach Personenkreis ist zu überlegen, über welche Kanäle eingeladen wird.
 - Eine persönliche Ansprache hat sich vor Ort meist als der verbindlichste Weg der Kommunikation herausgestellt.
 - Eine klare Sprache in der Einladung ist sehr wichtig: Eine konkrete Benennung des Anlasses, eines prägnanten Themas oder am besten einer gemeinsamen Aktivität führt meist zu einer guten Resonanz. Ein bloßes „Mach mit“ schafft keine Verbindlichkeit.
 
Mehrsprachigkeit
- Sprachen sind unserer Erfahrung nach häufig nicht die größte Hürde bei einer Teilnahme – eine Einladung in verschiedenen Sprachen kann jedoch sehr einladend wirken.
 - Durch eine mehrsprachige Einladung entsteht die Erwartung, dass die Sprachen dann auch auf der Veranstaltung gesprochen werden. Ist dies nicht der Fall, sollte das offen kommuniziert werden.
 
Eingang und Empfang
- Zum einen ist die physische Zugänglichkeit der Veranstaltungsräume für verschiedene Mobilitätsgruppen wichtig, zum Beispiel für Menschen im/mit Kinderwagen, am Rollator, im Rollstuhl oder an Gehhilfen.
 - Eingänge sollten gut sichtbar und verständlich ausgeschildert sein.
 - Gerade dann, wenn es um eine einmalige Veranstaltung geht oder viele Menschen neu sind, zeigt ein persönliches herzliches Willkommen an einem Empfang, dass die Menschen hier richtig sind.
 
Methodenvielfalt
- Wir haben gute Erfahrungen mit vielfältigen, interaktiven Methoden gemacht.
 - Das hilft auch, verschiedene Charaktere einzubinden. Zum Beispiel sprechen manche Menschen nicht gerne vor großen Gruppen oder brauchen Zeit, um sich auf neue Menschen einzulassen.
 
Gebärdensprache
- Auch wenn gesprochenes Wort in Gebärdensprache übersetzt wird, baut das Barrieren ab.
 - Der Bedarf hierzu kann zum Beispiel vor der Veranstaltung mit abgefragt werden.
 
Einfache Sprache
- Sowohl in den Ankündigungen als auch während der Veranstaltung helfen kurze Sätze mit möglichst wenigen komplizierten Wörtern. So können mehr Menschen den Inhalten folgen.
 - Auch wenn die Richtlinien der Leichten Sprache nicht eins zu eins eingehalten werden: Einfache Worte helfen!
 - Startet in Gemeinwohl bauen praktisch in einfacher Sprache.
 
Sprechanteile
- Eine Redeliste ist hilfreich, um allen Teilnehmer*innen eine Möglichkeit zu geben, sich möglichst gleichberechtigt zu beteiligen.
 - Hierfür kann eine Moderation gut sein, die am Anfang alle Teilnehmenden gemeinsam für diese Rolle auswählen.
 
Akustik
- Für mittelgroße und große Gruppen oder in akustisch schwierigen Räumen empfehlen wir dringend eine Verstärkung des Tons durch Lautsprecher und Mikrofone.
 
Toilettenzugang
- Toiletten am Veranstaltungsort oder in einem nahe liegenden Gebäude sollten geöffnet, gut ausgeschildert und barrierearm erreichbar sein.
 - So banal es klingt: Verbrauchsmaterialien und Ausstattung wie Seife, Toilettenpapier, Desinfektionsmittel, Periodenprodukte, Wickelmöglichkeiten und Mülleimer in ausreichender Menge sind wichtig.
 
Kinderbetreuung
- Um Eltern, insbesondere alleinerziehenden, eine Teilnahme zu vereinfachen, ist eine Kinderbetreuung sinnvoll.
 - Sofern es eine Kinderbetreuung gibt, sollte das auch angekündigt sein. Menschen, die als Kinderbetreuung beauftragt werden, müssen ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen. Dies können die betreuenden Personen gegen Vorlage des Personalausweises bei der zuständigen Kommune oder beim Bundesamt für Justiz online beantragen.
 
Essen, Verpflegung
- Essen bringt Menschen zusammen.
 - Es kann aber auch zu Ausschlüssen führen, wenn Ernährungsweisen, Unverträglichkeiten und Allergien nicht mitgedacht werden.
 - Neben Schildern können Knöpfe aufgestellt werden, die bei Betätigung die Speisen vorlesen. So ist auch für seheingeschränkte Personen verständlich, was es zu essen gibt.
 
Rückzugsraum
- Insbesondere für Veranstaltungen mit sensiblen Themen bietet sich ein nicht einsehbarer Rückzugsraum an.
 - Ebenso kann dies hilfreich sein, wenn Nutzer*innen sich zum Beispiel zum Gebet oder zum Stillen zurückziehen oder einen Ruheraum brauchen.
 
Digitale Treffen
- Zu empfehlen sind Videokonferenz-Tools, in denen wenig technische Hürden zum Einloggen bestehen.
 - Eine sichere Internetverbindung sollte eingerichtet sein und alle Teilnehmer*innen sollten Zugang zu einem Endgerät haben.
 - Die Ergebnisse von Online-Treffen sind im Nachgang auch analog aufzubereiten, sodass Menschen auf verschiedenen Wegen Informationen erhalten.
 
Weiterbildung Anti-Diskriminierung
- Ausschlüsse sind für diejenigen, die sie nicht erfahren, schwierig zu verinnerlichen. Fortbildungen, Seminare oder Gespräche können helfen, Diskriminierungen zu erkennen und abzubauen.
 - Wir lernen alle dazu: Wenn ihr gute Erfahrungen mit inklusiveren Veranstaltungen habt, berichtet uns davon!
 
Weitere Informationen zu Barrieren, Privilegien und Ausschlüssen
- Weitere Denkanstöße zum Thema Barrieren und Privilegien in der Stadtentwicklung bietet das Heft der Urbanen Liga „Macht Stadt solidarisch“.
 - Das Netzwerk der Neuen deutschen Medienmacher*innen stellt Formulierungshilfen und Hintergrundinformationen zu verschiedenen Formen der Diskriminierung zur Verfügung.
 - Die Vielfalt Mediathek des Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e. V. (IDA) erklärt verschiedene Formen von Diskriminierung.
 
Vielfältige Kommunikationswege nutzen
Eine wertschätzende Kommunikation erhöht die Wirkung gemeinwohlorientierter Immobilienprojekte deutlich erhöht. Sie schafft Verbindung zu den Menschen im Stadtteil und begeistert sie für das Vorhaben. Authentizität und die Abstimmung der Inhalte mit der Nachbarschaft tragen dazu bei, dass sich jede*r gut repräsentiert fühlt. Durch die Nutzung verschiedener Kommunikationskanäle steigt die Chance, dass möglichst viele Menschen über das gemeinwohlorientierte Immobilienprojekt informiert sind und sich einbringen. Dabei erreichen wir nicht nur die direkte Nachbarschaft, sondern inspirieren oft auch Menschen aus anderen Stadtteilen und Regionen.
Wir nutzen mehrere Kanäle, um viele verschiedene Personen zu erreichen.
Lokal unterwegs sein
- Beziehungen in den Stadtteil zu pflegen, ob im Kiosk an der Ecke, Eiscafé oder Nachbarschaftsladen, ist essenziell.
 - Scheinbar zufällige Verbindungen ergeben häufig wichtige Kontakte. Im Austausch können die neuesten Informationen in Erfahrung gebracht werden und neue Veranstaltungsformate entstehen.
 - Es soll schon vorgekommen sein, dass die Serviette vom Café nebenan als improvisierte Visitenkarte herhalten musste.
 - Die größte Hürde ist dabei der Zeitfaktor – denn Beziehungsarbeit ist zeitaufwendig.
 
Infoboard, Pinnwand, Schwarzes Brett
- Da es in gemeinwohlorientierten Immobilienprojekten einen offenen beziehungsweise öffentlich zugänglichen Ort gibt, kann auch dieser genutzt werden.
 - Per Infoboard können Menschen erreicht werden, die zufällig vorbeigehen.
 - Allerdings fällt eine regelmäßige Pflege an.
 - Infoboards oder Pinnwände können zusätzlich von anderen Organisationen im Stadtteil genutzt werden und tragen dadurch zur Vernetzung bei.
 
Veranstaltungen und Gremien
- Häufig bestehen bereits etablierte Orte der Kommunikation, zum Beispiel in Form von Stadtteilkonferenzen, Runden Tischen oder Quartierstreffs.
 - Sie sind wichtige Anlässe, um das Projekt bekannter zu machen, Synergien zu entwickeln und sich mit Personen zu vernetzen, die sich im Stadtteil engagieren.
 - Auch lokal engagierte Politiker*innen können wichtige Beiträge leisten – sie sind in regelmäßigen Sitzungen von Bezirksvertretungen oder Ortsbeiräten im Stadtteil anzutreffen.
 
Website
- Eine aussagekräftige Website muss nicht aufwendig gestaltet sein.
 - Sie sollte Hintergrundinformationen zum Projekt und aktuelle Informationen und Veranstaltungshinweise bieten.
 - Pflicht sind ein gut auffindbares Impressum und eine Datenschutzerklärung.
 
Social Media
- Kurzfristige Veranstaltungshinweise und regelmäßige Angebote kommunizieren wir über Social-Media-Kanäle. Wir versuchen nur eine begrenzte Anzahl an Kanälen zu eröffnen und Aufwand und Wirkung gut abzuwägen. Die Pflege der Kanäle kann sehr aufwendig sein.
 
Newsletter
- Ein regelmäßiger Newsletter kann ein guter Kommunikationskanal sein, der eine wachsende Leser*innenschaft erreicht.
 - Die regelmäßige Redaktion erfordert einen mittleren Aufwand und sollte im Verhältnis zur Anzahl der Personen stehen, die erreicht werden können.
 
Broschüre, Postkarte, Plakat
- Auch in der digitalen Zeit sind Informationen in gedruckter Form wie längere Broschüren, kurze Postkarten-Formate oder größere Plakate nicht zu verachten.
 - Sie erreichen das nächste räumliche Umfeld und sind direkt im Stadtteil sichtbar.
 - Bei Postkarten und Plakaten müssen auf einen Blick alle wichtigen Informationen sichtbar sein – das kann auch in der Veranstaltungsvorbereitung helfen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
 - Die Produktion kann mittlerweile per App erfolgen.
 - Das Drucken braucht Zeit: Je nach Auflagenhöhe sollten ungefähr zwei Wochen eingeplant werden.
 - Bei guter Partnerschaft mit lokalen Druckereien kann der Druck in der räumlichen Nähe erfolgen.
 - Die Kosten für den Druck und die Zeit, um die Materialien zu verteilen, sind allerdings zu bedenken.
 
Lokalpresse
- Regelmäßige Interviews mit der Lokalpresse oder eine Pressekonferenz zu wichtigen Veranstaltungen oder Jubiläen bereiten wir gut vor.
 - Bestenfalls haben wir drei wichtige Botschaften und geben diese im Nachgang in schriftlicher Form an die Redakteur*innen weiter.
 
Styleguide der Montag Stiftung Urbane Räume
Hier findet ihr die Kommunikations- und Gestaltungsgrundlagen der Montag Stiftung Urbane Räume und ihrer Projektgesellschaften (nur mit Login).
Ehrenamt bezahlen und Hauptamt entlohnen
In gemeinwohlorientierten Immobilienprojekten werden viele Aktivitäten in ehrenamtlicher Arbeit geleistet.
Manchmal ist ein Ehrenamtsvertrag sinnvoll, um Haftungsfragen zu klären und Tätigkeiten abzustimmen. Bei gemeinnützigen Organisationen kann bis zu gewissen Beträgen der Aufwand der ehrenamtlich Tätigen steuerfrei entschädigt – also bezahlt – werden: im Rahmen der Ehrenamtspauschale oder bei bestimmten wiederkehrenden Tätigkeiten als sogenannte*r Übungsleiter*in. Übungsleiter*innen bringen anderen Menschen etwas bei. Es gelten bestimmte (lohn-)steuerrechtliche Regeln.
Grundsätzlich gilt: Wer für welche Tätigkeiten entlohnt wird, sollten die Nutzer*innen eines Ortes gemeinsam entscheiden, damit keine Unzufriedenheiten entstehen.
Ehrenamts-Burnout vermeiden
Wer für eine Sache brennt, kann auch verbrennen – manche sprechen von „Ehrenamts-Burnout“. Nämlich dann, wenn viele Aufgaben, viel Verantwortung und viel spezifisches Wissen auf wenigen Schultern lasten. Das Gefühl entsteht, dass alles zu viel wird und die Person gar nicht mehr weiß, wie sie das alles schaffen soll. Zugleich besteht oft das kontroverse Gefühl, unersetzlich zu sein und deshalb nicht Nein zu weiteren Aufgaben sagen zu können.
Auch wenn nicht unbedingt ein Burnout im strengen Sinne des psychologischen Krankheitsbildes entstehen muss und dieser Zustand sich kurzfristig vielleicht produktiv anfühlt – bald kann er zu einer Krise werden. Deshalb empfehlen wir – so schwer es in dem Moment sein mag – frühzeitig ein Gefühl der Überforderung anzusprechen, die eigenen Kapazitäten gut einzuschätzen und im Zweifel Veranstaltungen auch einmal abzusagen.
Wir setzen Ehrenamtskoordination oder Community-Management im Hauptamt ein, um diese Gefahr zu mindern – und damit ehrenamtlich Aktive sich mehr auf die Inhalte ihrer Aktionen fokussieren können statt auf das Organisatorische.
Ehrenamtsvertrag und Ehrenamtspauschale
Ein Vertrag kann Haftungsfragen klären und ehrenamtlich Aktive können für genau beschriebene Aufwände eine finanzielle Entschädigung erhalten. Bis zu einem Betrag von 840 Euro pro Jahr (Stand: November 2024) kann Ehrenamt steuer- und sozialversicherungsfrei entlohnt werden, sofern es im Rahmen einer gemeinnützigen Organisation geleistet wurde. Die geleisteten Stunden sollten nachgewiesen werden. Für den*die Ehrenamtliche*n und für die entlohnende Organisation, zum Beispiel den Verein, fallen dann keine Steuer- oder Sozialversicherungsabgaben an. Eine Person kann sowohl die Ehrenamtspauschale erhalten als auch als Übungsleiter*in tätig sein. Neben der Bezahlung ist nicht zu vergessen: Wertschätzung ist die höchste Währung im Ehrenamt.
Download
Muster Ehrenamtsvertrag mit Stundennachweis
- Ladet euch einen Muster Ehrenamtsvertrag herunter und nutzt ihn für euer gemeinwohlorientiertes Projekt. Achtet auf unterschiedliche Regelungen bei Verträgen mit und ohne Ehrenamtspauschale. Über die zulässigen Summen muss man sich tagesaktuell informieren, da sich die Regelungen häufig ändern können.
 - Ladet euch einen Muster Stundennachweis herunter. Ihr könnt ihn als Anlage 1 dem Ehrenamtsvertrag beifügen.
 
Übungsleitungspauschale
Übungsleitungsverträge können nur in begrenztem Rahmen und ausschließlich für Bildungstätigkeiten ausgestellt werden. Zum Beispiel bei Sportangeboten, zur Betreuung, bei Lernhilfe, für künstlerische Tätigkeiten oder für die Pflege von Menschen. Das muss vertraglich vereinbart und die geleisteten Stunden müssen per Stundenzettel nachgewiesen werden. Für die Übungsleitungspauschale gilt für die Steuerfreiheit eine Grenze von 3.000 Euro im Jahr pro Person (Stand: November 2024).
Allerdings ist zu beachten: Die Obergrenze kann im Rahmen von Ehrenamtspauschale und Übungsleitungspauschale insgesamt nur einmal pro Jahr und Person ausgeschöpft werden. Das heißt, wer bei einer Organisation ehrenamtlich bis 3.000 Euro tätig ist, kann das nicht gleichzeitig bei einer zweiten Organisation sein. Die Regeln und Grenzbeträge können sich ändern und sollten daher tagesaktuell recherchiert werden.
Download
Muster Übungsleitungsvertrag
- Ladet euch einen Muster Übungsleitungsvertrag herunter und nutzt ihn für euer gemeinwohlorientiertes Projekt.
 - Ladet euch einen Muster Stundenzettel Übungsleitung herunter und füllt ihn als Anlage zum Übungsleitungsvertrag und zum Nachhalten der Stunden aus.
 
Dienstleistungen beauftragen
Wenn alle ehrenamtlichen Stricke reißen, kann auch Unterstützung von professionellen Dienstleister*innen eingeholt werden. Dafür müsst ihr einen Dienstleistungsvertrag ausfüllen, der von beiden Vertragspartner*innen unterzeichnet wird. Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) sind dem Dienstleistungsvertrag beizufügen.
Aus Sicht der Dienstleister*innen gibt es auch etwas zu beachten: Wer nicht so häufig als Dienstleister*in arbeitet und vielleicht noch unter dem jährlichen Steuerfreibetrag liegt, muss zwar unter Umständen keine Einkommensteuer zahlen, sich aber trotzdem beim Finanzamt anmelden und eine Steuererklärung abgeben! Bitte erkundigt euch dazu bei euren Steuerberater*innen oder einer Gründungsberatung.
Manche Dienstleister*innen sind freiberuflich tätig, zum Beispiel Dozent*innen oder Architekt*innen. Für sie gilt mit dem Honorarvertrag eine etwas andere Form des Vertragswesens.
Download
Muster Dienstleistungsvertrag und Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB)
- Ladet euch ein Muster Dienstleistungsvertrag herunter und nutzt ihn für euer gemeinwohlorientiertes Projekt.
 - Ladet euch die Muster Allegmeine Geschäftsbedingungen (AGB) herunter und fügt sie dem Dienstleistungsvertrag als Anlage bei.